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Monsanto kauft Firma für
‘Terminator’-Saatgut


Von F. William Engdahl, 27.8.2006
 

Die US-Regierung hat Forschungen im Bereich der Gentechnologie finanziert, die ihren Besitzern auf dem Markt die Macht verleiht, das Saatgut für Nahrungsmittelpflanzen ganzer Nationen oder Regionen zu beherrschen. Sie hat seit 1983 unauffällig an dieser Technologie gearbeitet. Jetzt soll die wenig bekannte Firma, die in diesem Bereich der gentechnischen Forschung mit dem Landwirtschaftsministerium der US-Regierung zusammengearbeitet hat, Delta & Pine Land, Teil des größten Lieferanten der Welt für patentiertes, gentechnisch verändertes Saatgut, der Monsanto Corporation von St. Louis, Missouri, werden.

Die Beziehungen zwischen Monsanto, Delta & Pine Land und dem US-Landwirtschaftsministerium lassen bei genauerem Hinsehen die dunklen Schattenseiten der vielgepriesenen »Gentechnischen Revolution« in der Landwirtschaft erkennen und bestätigen den tiefsitzenden Verdacht, daß es bei dieser »Gentechnischen Revolution« nicht darum geht, »das Welthunger-Problem zu lösen« , wie ihre Verfechter behaupten, sondern darum, die Kontrolle über das Saatgut für Grundnahrungsmittel der Menschheit wie Reis, Mais, Soja, Weizen, ja sogar Obst, Gemüse und Baumwolle an private Unternehmen zu übergeben. Sobald das Saatgut und sein Einsatz patentiert ist und von einem oder mehreren der privaten multinationalen Unternehmen des Agribusiness kontrolliert werden, können diese entscheiden, ob ein spezieller Abnehmer – zum Beispiel China, Brasilien, Indien oder Japan – das patentierte Saatgut von Monsanto oder von einem Lizenznehmer und Partner der Firma wie Bayer Crop Sciences, Syngenta oder DuPont Hi-Bred International bekommt oder nicht.

Die meisten von uns kümmern sich nicht darum, woher der Mais in der Schachtel von »Kelloggs Corn-Flakes« oder der vorbehandelte Reis in der Packung »Onkel Bens« Reis stammt, die sich jemand aus dem Regal beim Supermarkt holt. Das alles muß nämlich zuvor aus Saatgut gewonnen werden. Das Saatgut kann sich der Bauer entweder aus der Vorjahresernte zurückbehalten, um es für die nächste Ernte wieder auszusäen, oder er kann es für jede Anbauperiode von der Firma, die es vertreibt, neu kaufen.

Als Anfang der 1990er Jahre zum ersten Mal genetisch verändertes Saatgut auf dem Markt auftauchte, erlaubte das den Unternehmen Monsanto, DuPont oder Dow Chemicals, statt chemischer Pflanzenvernichtungsmittel wie »Roundup« der Landwirtschaft patentiertes, genetisch verändertes Saatgut für die landwirtschaftlichen Grunderzeugnisse wie Mais, Reis, Soja und Weizen anzubieten. Seit gut einem Vierteljahrhundert, seit 1983, hat die US-Regierung unauffällig daran gearbeitet, ein gentechnisches Verfahren zu vervollkommnen, das die Bauern zwingt, in jeder Enteperiode sich erneut an die Saatgutlieferanten zu wenden, um neues Saatgut zu erwerben. Das Saatgut läßt nur eine Fruchtfolge zu. Danach begehen die Samen aus dieser Ernte »Selbstmord« und sind nicht wiederverwendbar.

 Es wurde zu Recht viel Aufhebens darum gemacht, daß dieser Vorgang, patentiertes »Selbstmord«-Saatgut mit der offiziellen Bezeichnung GURTs (Genetic Use Restriction Technologies, Gentechnologische Beschränkung der Wiederverwendbarkeit) eine Gefahr für die armen Bauern in Entwicklungsländern wie Indien oder Brasilien darstellt. Diese zweigen üblicherweise von der Ernte ihre Samen für die nächste Aussaat ab. Tatsächlich ist GURT-Saatgut, umgangssprachlich wegen der brutalen Art und Weise, in der es die Möglichkeit der Pflanzen zur Fortpflanzung abtötet, auch »Terminator«-Saatgut genannt, eine Gefahr für die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung sowohl in Nordamerika, Westeuropa, Japan und überall dort, wo Monsanto und das elitäre Kartell seiner Partner im gentechnischen Agribusiness auf den Markt drängen.

»Terminator«-Pflanzen sind genetisch so konstruiert, daß sie sterile, nicht fortpflanzungsfähige Samen erzeugen. Durch das Einfügen einer Reihe von »Unterstützer«- und »Markierungs« -Genen und von Gen-Schaltern wird es möglich, die Fortpflanzungsfähigkeit der Samen auf molekularer Ebene dadurch an- und auszuschalten, daß man die Pflanze bestimmten Chemikalien aussetzt. Samenkörner können geerntet werden. Sie lassen sich aber nicht ohne die mehrmalige Behandlung mit bestimmten Chemikalien zur Aufzucht neuer Pflanzen verwenden.

Bei den ersten »Terminator«-Patenten von Delta & Pine Land und dem US-Landwirtschaftsministerium aus dem Jahr 1998 löste eine bestimmte Chemikalie einen gentechnisch eingebauten Selbstmordmechanismus aus. Der Auslöser für das Samenkorn ist ein Antibiotikum namens Tetracycline. Es bewirkt, daß die nächste Generation der Samenkörner biologisch tot ist.

Harry Collins, der Vizepräsident der Firma Delta & Pine Land, stellte damals, 1998, das Argument der Öffentlichkeitsarbeit für »Terminator« auf. Er sagte: »Die jahrhundertealte Praxis der Bauern, Saatgut aufzuheben, ist für Bauern der Dritten Welt von großem Nachteil, weil sie dadurch, ohne es zu wollen, und weil sie den einfacheren Weg einschlagen, auf veraltete Arten festgelegt werden und nicht neuere produktivere Arten anbauen.« Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein als diese Aussage.

Die Crucible Group, zu der das International Plant Genetic Resources Institute (Internationales Institut für Pflanzengenetik) gehört, sieht »Terminator« in einem breiteren Umfeld: »Die Monopolkontrolle, welche die ›Terminator‹-Technologie ermöglicht, geht weit über Patentrechte hinaus und bedroht die nationale Souveränität. Ein Patent ist ein auf Zeit beschränktes, gesetzlich bewilligtes Monopol, das von einer Regierung im Austausch für den gesellschaftlichen Nutzen gewährt wird. Im Fall von ›Terminator‹ bleibt das biologische Monopol nicht auf Zeit beschränkt, und es wird nicht notwendigerweise von nationalen Regierungen genehmigt.«

 

Die seltsame Geschichte von Delta & Pine Land

Delta & Pine Land ist eine Gesellschaft, die trotz der Kiefer (Pine) in ihrem Namen tiefreichende Wurzeln hat. Nach der Gründung im Jahr 1888 hatte die Firma ihr Hauptquartier an der One-Cotton-Straße in der Ortschaft Scott (Mississippi), die sich zwischen Coat Island und Choktaw Bar Island nahe der Grenze zu Arkansas ans Ufer des Mississippi schmiegt. Allerdings sind die Leute, die bei Delta Pine das Sagen haben, alles andere als typische schmutzgewohnte Baumwollfarmer vom Mississippi.

1983 tat sich Delta & Pine Land (D&PL) mit dem US-Landwirtschaftministerium zusammen, um »Terminator«-Samen zu entwickeln. Das Vorhaben war eines der ersten gentechnischen Projekte überhaupt. Es war auf lange Sicht angelegt. Der US-Regierung meinte es ernst mit dem »Terminator«-Samen, und das von Anfang an, also vor mehr als zwei Jahrzehnten.

Im März 1998 erteilte das US-Patentamt Delta & Pine Land das Patent Nr. 5,723,765 unter dem Titel Control of Plant Gene Expression (Kontrolle über Auspägungsformen der Pflanzen-Gene). Inhaber des Patents sind laut Delta & Pines nach 10 K-Registrierung bei der Security & Exchange Commission (US-Finanzbehörde) »D&PL gemeinsam mit den Vereinigten Staaten von Amerika, vertreten durch den Sekretär für Landwirtschaft«.

Das Patent hat Weltgeltung. Doch weiter im Text zum Eintrag bei der Finanzbehörde: »Das Patent betrifft im breiten Sinne jede Spezies von Pflanze und Samen, sowohl transgene als auch konventionelle, es bezieht sich auf ein System zur Kontrolle der Fortpflanzungsfähigkeit des Samens ohne die Frucht zu beeinträchtigen.« (So wörtlich!)

Danach behauptet D&PL auf eine Weise, die an den Großem Bruder in George Orwells Roman 1984 erinnert: “Eine der Anwendungsmöglichkeiten der Technologie könnte sein, unbefugtes Aussäen von Saatgutarten mit Eigentumsvorbehalten dadurch zu kontrollieren …, daß man solche Handlungsweise unwirtschaftlich macht, weil unberechtigt zurückbehaltenes Saatgut nicht keimen wird , und deswegen für die Aussaat nutzlos wäre.« D&PL belegt die jahrtausendealte Tradition der Bauern, ihr eigenes Saatgut zurückzubehalten, mit dem herabsetzenden Begriff »brown bagging« (so viel wie »betrügerisch einsacken, schnorren«), als wäre das etwas Unanständiges und Korruptes.

In die Umgangssprache übersetzt bedeutet das, D&PL erklärt offiziell: Zweck seines Patentes Nr. 5,723,765 Kontrolle über Ausprägungsformen der Pflanzen-Gene sei es, Bauern daran zu hindern, wenn sie einmal dazu verführt worden waren, transgenes oder gentechnisch verändertes Saatgut der Firmen Monsanto oder Syngenta zu kaufen, davon zu schnorren oder sich der Kontrolle über ihre künftigen Ernten seitens Monsanto und ihrer Freunde wieder entziehen zu können. Mit den Worten von D&PL eröffnet ihnen ihr Patent »die Perspektive, weltweit die wichtigen Saatgutmärkte für den Verkauf von gentechnisch verändertem Saatgut bei den Feldfrüchten zu erschließen, bei denen zur Zeit noch Samen aus der Ernte abgezweigt und als Saatgut in der nachfolgenden Anbauperiode eingesetzt wird«.

Statt dessen müssen die Bauern oder die Länder, deren Bauern von patentiertem, gentechnisch verändertem Saatgut von Monsanto abhängig gemacht worden sind, jedes Jahr eine Lizenzgebühr an Monsanto entrichten, um neues Saatgut zu erhalten. »Ohne Knete keine Wäsche«, wie der alte Dichter aus Brooklyn sagen würde.

»Terminator« ist die Antwort auf den Traum des Agribusiness, die Weltnahrungsmittelproduktion zu kontrollieren. Seine Vertreter brauchen nun nicht mehr für teures Geld Detektive anzuheuern, um auszuspionieren, ob Bauern patentiertes, gentechnisch verändertes Saatgut von Monsanto oder anderen Herstellern wiederverwenden. »Terminator«-Mais-, Soja- oder Baumwollsamen können genetisch so verändert werden, daß sie nach einer Ernteperiode »Selbstmord begehen«. Das würde Bauern automatisch davon abhalten, Samen einzubehalten und für die nächste Aussaat wiederzuverwenden. Die Technologie wäre das Mittel, um die Patentansprüche an gentechnisch verändertem Saatgut von Monsanto oder anderen durchzusetzen, und Verwendungsgebühren nicht nur von den Bauern in Entwicklungsländern, wo Patentrechte verständlicherweise kaum beachtet werden, sondern auch in den Industrieländern der OECD durchzusetzen.

Bei bestehenden Patentrechten für »Terminator« begeben sich Länder wie zum Beispiel Argentinien, Brasilien, der Irak, die USA oder Kanada möglicherweise in die Geiselhaft eines privaten übernationalen Unternehmens, wenn es sich zur Verbreitung von gentechnisch verändertem Saatgut unter seinen Bauern öffnet. Denn eine solche Gesellschaft könnte, gleichgültig aus welchen Gründen, insbesondere aufgrund ihrer engen Verbindung zur US-Regierung, entscheiden, »Nahrung als Waffe« zu benutzen, um dem jeweiligen Land oder einer Gruppe von Ländern eine US-freundliche Politik aufzuzwingen.

Klingt Ihnen das als zu weit hergeholt? Erinnern Sie sich, wie Außenminister Henry Kissinger in dem Chile unter Allende den Regimewechsel zu der »US-freundlichen« Pinochet-Diktatur dadurch erzwungen hat, daß er einen Stop der US-Wirtschaftshilfe und der privaten Nahrungsmittelexporte nach Chile verhängte? Kissinger hatte das »Nahrungsmittelwaffe« genannt. »Terminator« ist nur der logisch nächste Schritt in der Nahrungswaffentechnologie.

Die Rolle der US-Regierung bei der Unterstützung und Finanzierung der jahrzehntelangen »Terminator«- Forschung der Firma Delta & Pine Land ist mehr als aufschlußreich. Denn wie Kissinger damals schon in den 1970er Jahren sagte: »Wenn man das Öl kontrolliert, kann man ganze Kontinente beherrschen. Haben Sie die Nahrungsmittel in der Hand, kontrollieren Sie die Bevölkerungen …«

In einem Interview umriß der Sprecher des US-Landwirtschaftsministerium Willard Phelps im Juni 1998 die US- Regierungspolitik hinsichtlich des »Terminator«-Saatguts. Er erklärte: Das US-Landwirtschaftsministerium möchte, daß diese Technologie »weit zugelassen und vielen Saatgutfirmen unmittelbar zugänglich gemacht wird«. Er meinte damit die Giganten im gentechnischen Agribusiness wie Monsanto, DuPont oder Dow. Das US-Landwirtschaftsministerium verhehlte seine Gründe nicht: Es will »Terminator«-Samen in den Entwicklungsländern einführen, in denen die Rockefeller-Stiftung die Ausbreitung der gentechnisch veränderten Feldfrüchte seit den Anfängen ihres Reis-Genom-Projektes im Jahr 1984 zum Zentrum ihrer Gentechnologie-Strategie gemacht hatte.

Phelps vom US-Landwirtschaftsministerium stellte fest, Ziel der US-Regierung bei ihrer breitestmöglichen Förderung der »Terminator«-Technologie sei es gewesen, »den Wert von Saatgut von privaten Besitzansprüchen seitens US-amerikanischer Saatgutfirmen zu steigern und ihm neue Märkte in Ländern der Zweiten und Dritten Welt zu erschießen«.

Nach den Regeln der WTO (Welthandels-Organisation) über den Freihandel in der Landwirtschaft, ist es Ländern verboten, Einschränkungen gegen Einfuhren gentechnisch veränderter Organismen mit Bezug auf die Volksgesundheit zu verhängen, da das als »unbillige Handelsschranke« gelten würde. Allmählich wird klar, warum die US-Regierung und die US-Agrarfirmen Ende der 1980er Jahre bei der Uruguay-Runde von GATT auf die Schaffung einer Welthandels-Organisation mit übernationaler, willkürlicher Macht über den Welthandel mit Agrarprodukten gedrängt hatten. Es paßt sehr gut zum Bild vom patentierten Saatgut, das den widerstrebenden WTO-Mitgliedernationen unter Androhung von WTO-Sanktionen aufgezwungen wird. Dem folgt jetzt das »Terminator«- oder »Selbstmord«-Saatgut.

Ein näherer Blick auf die Besitzer und Betreiber von Delta & Pine ist hierbei aufschlußreich.

 

Politik in Arkansas und die Firma D&PL

Großaktionär bei D&PL ist die Stephens Group von Little Rock in Arkansas. Damit wird die Sache in der Tat recht interessant.

Aufsichtsratsvorsitzender bei DP&L ist ein Jon E. M. Jacoby. Er kam als Vertreter der Stephens Group zu DP&L. Jacoby ist darüber hinaus noch Direktor und Vizevorsitzender der Stephens Group LLC, einer in Arkansas beheimateten Private-Equity-Firma im Besitz der Stephens-Familie.

Die Stephens Group brüstet sich damit, außerhalb der Wall Street die größte Investitionsbank der Nation zu sein. Sie liegt weitab im kleinen alten Little Rock, im Land der Hinterwäldler, in Arkansas, einem der ärmsten Staaten der Vereinigten Staaten. Die Stephens Inc. ist einer der größten Hauptaktionäre bei 30 großen multinationalen Unternehmen, darunter auch bei der in Arkansas beheimateten Firma Tyson Foods mit dem größten industriellen Hühnerzuchtbetrieb der Welt und beim in Verruf geratenen Großunternehmen Wal-Markt, das ebenfalls aus Arkansas stammt.

Jackson Stephens, der die Gruppe zusammen mit seinem Bruder Witt gegründet hat, war Bankier und Milliardär aus Arkansas, der mehr als nur Glück gehabt hatte. Stephens baute seine Karriere und sein Vermögen zweifelsohne durch Verbindungen zu den »richtigen« Leuten auf. Er war an der US-Marine-Akademie Mitschüler von Jimmy Carter gewesen. Während der Bankenskandale in Georgia war es Jack Stephens, der dem Chef von Präsident Carters Büro für Management & Haushalt (OMB Office of Management & Budget), Bert Lance, finanziell aus einem äußerst peinlichen finanziellen Debakel mit seiner alten Bank, der National Bank of Georgia, heraushalf.

Wie Stephens Jimmy Carters Landsmann und Kumpel Lance aushalf, ist der interessante Teil an der Sache. Stephen führte Lance bei einem pakistanischen Geschäftsmann, Agha Hasan Abedi, ein. Abedi war Gründer der berüchtigten und in Luxemburg registrierten BCCI Bank mit Sitz in London.

1990 wurde BCCI verurteilt, weil sie für die Kokain-Kartelle aus Kolumbien in Miami Geld gewaschen hatte.

Jackson Stephens war nicht zufällig der Geschäftspartner Agha Hasan Abedis von der BCCI. Auf Bedenken über Jackson Stephens Beteiligung an BCCI antwortete der Generalstaatsanwalt von Ohio in einem Bericht aus dem Jahr 1993 mit der Bemerkung: »Stephens Name erscheint in Verbindung mit Wertpapierverstößen, zu denen es angeblich kam, als die Bank für Kommerz und Kredit International (BCCI), eine ausländische Bank, die vom pakistanischen Finanzier Agha Hasan Abedi beherrscht wird, Aktien und die Aufsicht über die in Washington beheimatete First American Bank übernommen hatte.«

1991 hatten sich Stephens mit dem Investor in BCCI, Mochtar Riady, zusammengetan, um den Liquidatoren die frühere BCCI-Tochter in Hongkong abzukaufen.

Die Stephens Group hatte gute Verbindungen auch zu einer anderen interessanten Bankengruppe in Asien, zur milliardenschweren Riady-Familie aus Moktar und ihrem Sohn, James Riady, dem die Lippo-Bank in Indonesien gehört. Die Riadys, chinesisch-indonesische Kaufleute, sind in den 1970er Jahren ausgerechnet nach Arkansas gezogen, obwohl sie Eigentumswerte in Milliardenhöhe in Asien besaßen. Stephens und Riady kamen bestens miteinander aus und kauften bald darauf eine Bank in Hongkong. Stephens lud daraufhin Riady ein, in eine Bank namens Worthen in Little Rock, Arkansas, zu investieren.

BCCI und Jackson Stephens, Vorsitzender der Stephens Group von Arkansas, kamen sehr gut miteinander zurecht. Das Aufsichtsratsmitglied der Stephens Group Jon E. M. Jacoby, heute Vorsitzender von Delta & Pine Land und noch immer Vizedirektor der Stephens Group, gehörte seit über 35 Jahren zum engsten, vertrautesten, inneren Kreis der Stephens.

Jackson Stephens' Stephens Group unterstützte auch Sam Walton finanziell, als er in den 1970er Jahren mit Wal-Mart anfing. Stephens finanzierte auch die Firma Tyson Foods, damit sie der Gigant im Agribusiness werden konnte, der sie heute ist. Jon Jacoby hatte als höherer Angestellter der Stephens Group das Wal-Mart-Geschäft in den 1970er Jahren eingefädelt. Jon E. M. Jacobys und Jackson Stephens gemeinsamer Weg reicht weit zurück.

 

Stephens Group, Tyson-Farmen und andere Märchen aus Arkansas

Ein wirres Gespinst von Beziehungen verbindet die Stephens Group und die Delta & Pine Land aus Scott am Mississippi mit einem anderen Satelliten in der Umlaufbahn des Agribusiness der einflußreichen Stephens Group. Diese unterhält auch intime Beziehungen zu Tyson Foods in Arkansas, dem größten industriemäßigen Hersteller von Hühnerfleisch auf dem US-Agrarsektor und zugegebenermaßen auch dem unhygienischsten.

Tyson Foods entpuppte sich seltsamerweise als einer der Gewinner bei der jüngsten Vogelgrippe-Panik (H5N1). Das Unternehmen erreichte dies durch die Lüge, daß seine fabrikmäßige Geflügelmassenhaltung gesündere Hühner erzeuge, als es die freilaufenden Hühner asiatischer Kleinbauern sind.

Die Washingtoner Regierung scheint eine Art Liebschaft zu Tyson Foods zu unterhalten, jedenfalls seit der Zeit der Amtsübernahme durch Bill Clinton.

Es begann damit, daß Clinton seinen Kumpel aus Arkansas, Mike Espy, zum Landwirtschaftsminister ernannte. Bevor Clinton allerdings dem Senat Espys Namen zur Bestätigung vorlegen konnte, wurde er zu einem Treffen nach Arkansas geschickt, bei dem sich entscheiden sollte, ob Espy das Zeug für das Amt habe. Er traf sich mit Don Tyson, dem Chef von Tyson Foods.

Tyson kam offensichtlich zu dem Schluß, daß Espy in der Tat das rechte Zeug mitbrachte, jedenfalls soweit es Tyson betraf. Sobald er an die Spitze des Landwirtschaftsministeriums berufen worden war, setzte Espy Maßnahmen durch, die deutlich die bundesweiten Regelungen zum Umgang mit Hühnerabfällen und entsprechende Verseuchungsvorschriften erleichterten. Damit öffnete er die Schleusentore für die Erweiterung der Hühnerfabriken von Tyson Foods hinsichtlich der ungeheuren Konzentration an Hühnerabfällen und überfrachtete die Flüsse in Arkansas und dem Umland mit giftigen Abwässern.

Das Wall Street-Journal vom 28. Mai. 2003 berichtete eine interessante Tatsache über Clintons Frau Hillary. 1978 wurde Hillary eingeladen, sich der mächtigen Anwaltskanzlei in Little Rock, Rose Law Firm, anzuschließen. Es handelte sich dabei um die Kanzlei der Stephen Group. Im Oktober 1978, einen Monat bevor ihr Ehemann Bill Clinton als Gouverneur von Arkansas gewählt worden war, schloß Hillary unter Anleitung des Geschäftsführers von Tyson Foods, Jim Blair, eine Reihe von Handelsgeschäften ab und verdiente dabei nahezu 100.000 Dollar. Diese Geschäfte wurden bis März 1994 nicht erwähnt.

Syndikus für die Stephens Group wird man nicht aus Zufall. Voraussetzung ist ein großes Vertrauensverhältnis, vielleicht auch mehr. Ein Kumpel von Jackson Stephen drückte das damals so aus: »Jackson Stephens? Das ist der Mann, dem Arkansas gehört.«

Chef der gefeierten Kanzlei Rose in Little Rock war damals C. Joseph Giroir jr. Der stellte 1978 Hillary Clinton ein, um für Rose zu arbeiten. Das alles war damals eine einzige kuschelige Arkansas -indonesische Familie.

Das Wall Street Journal bemerkte weiter, daß 1987, als Clinton noch Gouverneur von Arkansas war, Angestellte des Investment-Giganten Stephens Inc. zusammen mit dem langjährigen Freund Clintons David Edwards Schritte unternommen hatten, um Harken Energy zu retten, eine mit dem Überleben ringende texanische Ölfirma mit George W. Bush im Vorstand. In den nächsten drei Jahren brachte Mister Edwards Investoren und Berater mit Verbindungen zu BCCI in das Harken-Geschäft ein. Einer von ihnen, Abdullah Bakhsh, kaufte für zehn Millionen Dollar auch Anteile der von Stephens beherrschten Worthen Bank.

Jackson Stephens politische Großzügigkeit war stets unparteiisch: Erst betraf sie die Demokraten Jimmy Carter und Bill Clinton, und anschließend den Republikaner George W. Bush, den Mann also, der gerade im Weißen Haus sitzt, als nun Monsanto um die Zulassung nachsucht, Delta & Pine Land von der Stephens Group übernehmen zu können.

Unter Clintons Präsidentschaft machte das Agribusiness, insbesondere soweit es mit den Interessen der Stephens verknüpft war, gewaltige Fortschritte.

Landwirtschaftsminister Espy wurde im Oktober 1994 zum Rücktritt gezwungen und wegen der Annahme von Bestechungsgeldern und andere Gratifikationen angeklagt. Zu den Anklagepunkten gegen ihn gehörten: Er habe Falschaussagen gemacht, heimlich Geld aus verbotenen Quellen unterschlagen, den Tatbestand der illegalen Vorteilsnahme erfüllt, illegale Zuwendungen getätigt, Berichte gefälscht, zwischen den Staaten Hehlergut verschoben, Geld gewaschen und gesetzwidrig Subventionen des Landwirtschaftsministeriums vergeben. Der größte Straffällige auf Seiten der Unternehmen war Tyson Foods. Tyson hatte Espy illegal 12.000 Dollar in Form von Flugreisen, Fußballkarten und anderen Zuwendungen geboten. Espy kam davon, weil der Gesetzgeber es einem Bestechenden leichter macht, verurteilt zu werden, als einem Bestochenen. Tyson zahlte sechs Millionen Dollar an die Regierung, um den Fall abzuschließen.

Tyson war seit Jahren ein begeisterter Anhänger der Clinton Familie gewesen. 1994 berichtete das Magazine Time, daß ein leitender Pilot Tysons, Joe Henrickson, drei Tage lang von dem unabhängigen Ankläger Espys, Dan Smaltz, und von FBI-Agenten ausgefragt worden war. Sie wollten von dem Tyson-Pilot etwas über frühere Bargeldübergaben in der Residenz des Gouverneurs von Arkansas, Bill Clinton, wissen. Time zufolge behauptete Henrickson, er habe bei sechs Gelegenheiten jeweils weiße Umschläge, die ein Viertelzoll starkes Päkchen mit 100-Dollar-Noten enthalten hatten, abgeliefert.

Das Time Magazine berichtete, »in einem Fall (behauptet Henrickson) habe ein Tyson-Geschäftsführer ihm einen Umschlag mit Bargeld in der Flugzeughalle der Gesellschaft in Fayetteville ausgehändigt und dabei gesagt: ›Dies ist für Gouverneur Clinton.‹« Arkansas hat so seine politischen Traditionen und die Familien Stephens und Tyson sind in ihrer Kunst zweifelsohne sehr bewandert.

 

Monsantos eigentliches Interesse an Delta & Pine Land

Nun stellt sich die Frage: Was ist an der Firma Delta & Pine Land der Stephens-Gruppe so attraktiv, daß Monsanto einem zweiten Versuch unternahm, es seinem globalen Imperium für gentechnisch verändertes Saatgut einzuverleiben?

Offensichtlich handelt es sich um das Patent Nr. 5,723,765, das den Titel Kontrolle der Ausprägungsformen der Pflanzen-Gene trägt und das Delta & Pine Land zusammen mit der US-Regierung hält. Das US-Landwirtschaftsministerium hat durch seinen sogenannten Landwirtschaftlichen Forschungsservice (USDA-ARS) in Lubbock, Texas, wie bereits erwähnt, seit 1983 mit Delta & Pine Land zusammengearbeitet, um die »Terminator«-Gentechnologie zu perfektionieren. Das Patent Nr. 5,723,765 ist das für die »Terminator«-Technologie. Wenn wir über »Terminator« sprechen, dann sprechen wir über dieses gemeinsame Patent von Delta & Pine Land und dem US-Landwirtschaftsministerium.

Anfang 1999 teilte Monsanto, der größte Produzent von gentechnisch verändertem Saatgut und entsprechenden Agrar-Chemikalien mit, es habe Delta & Pine Land mit seinen »Terminator«-Patenten erworben.

Im Oktober 1999 erhob sich jedoch weltweit ein Proteststurm gegen »Terminator«-Saatgut. Er bedrohte unmittelbar die Zukunft der »Gentechnischen-Revolution« der Rockefeller-Stiftung. Im gleichen Monat traf sich Dr. Gordon Conway, Präsident der angesehenen Rockefeller-Stiftung, privat mit dem Direktorium der Firma Monsanto. Conway überzeugte Monsanto, daß die Firma, um die Zukunft ihres Projekts mit gentechnisch veränderten Organismen auf Dauer zu sichern, einer besorgten Welt erklären müsse, daß sie kein »Terminator«- Saatgut auf den Merkt werfen werde. Die Entwicklung der genetischen Revolution und der Gentechnologie als Forschungsgebiet war seit Jahrzehnten das Projekt der Rockefeller-Stiftung und der Forscher an der Universität der Rockefeller-Familie gewesen.

Die anglo-schweizer Firma Syngenta schloß sich Monsanto an und erklärte feierlich, daß auch sie aus ihrer Arbeit an GURTS oder an der »Terminator«-Technologie der »Selbstmord«-Samen kein Geschäft machen würde.

Jene Erklärung von 1999 befreite Monsanto und die Firmengiganten im gentechnischen Agribusiness von enormem Druck und erlaubte es ihnen, ihr patentiertes, gentechnisch verändertes Saatgut weiterhin weltweit zu verbreiten. Die »Terminator«-Samen konnten später nachfolgen, wenn nur erst die Landwirte und ganze nationale Landwirtschaftsgebiete wie Nordamerika, Argentinien oder Indien von gentechnisch veränderten Feldfrüchten erobert worden waren. Dann käme der Widerstand natürlich zu spät. Mit ihrer Pressekonferenz von 1999 folgte die Rockefeller-Monsanto-Initiative ganz klar der klassischen bolschewistischen Taktik Lenins: Zwei Schritte vorwärt, ein Schritt zurück.

Trotz der Erklärung Monsantos, einen Entwicklungsstop auf »Terminator«-Saatgut vorzunehmen, weigerten sich die US-Regierung und die wieder in die Unabhängigkeit entlassene Firma Delta & Pine Land, ihre »Terminator«-Entwicklung fallenzulassen.

Schon ein Jahr, nachdem Monsanto das Moratorium verkündet hatte, also im Jahr 2000, lehnte der Landwirtschaftsminister der Regierung Clinton, Dan Glickman, wiederholt Forderungen verschiedener landwirtschaftlicher und NGO-Organisationen ab, die Regierung solle die Unterstützung für »Terminator« oder GURTs fallen lassen. Die schwache Entschuldigung seines Ministeriums, die Unterstützung für die Zusammenarbeit mit Delta & Pine Land nicht aufzugeben, lautete, sie erlaube es der US-Regierung »Druck« auf D&PL auszuüben, daß sie dabei das öffentliche Interesse wahre. Sechs Jahre später wurde klar: Der einzige Druck, den die US- Regierung auf die Vermarktungsanstrengungen von D&PL bei GURTs ausübte, war, es zu einer wirtschaftlichen Realität werden zu lassen.

Der Vizepräsident von Delta, Harry Collins, erklärte damals in einem Interview für die Zeitschrift Agra/Industrial Biotechnology Legal Letter: »Wir haben mit der Arbeit am Technologie-Schutz -System (TPS oder »Terminator«) weitergemacht. Wir haben darin niemals wirklich nachgelassen. Wir sind im Plan, und steuern auf die Vermarktung zu. Wir haben niemals wirklich zurückgesteckt.«

Auch ihr Partner, das Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten, hatte nach 1999 in Sachen »Terminator« nicht zurückgesteckt. 2001 erklärte der Landwirtschaftliche Forschungsdienst (ARS) des Landwirtschaftsministerium auf seiner Internetseite: »Das US-Landwirtschaftsministerium hat keine Pläne, TPS in ein Keimplasma einzubauen … Unsere Beteiligung beschränkte sich auf die Entwicklung der Technologie. Wir helfen nicht den Firmen, es einzusetzen.« Das lautete etwa wie »Schaut her, unsere Hände sind sauber«. Doch dann fuhren sie fort und sagten: Das Landwirtschaftsministerium »engagiert sich, die [»Terminator«-] Technologie so weit als möglich verfügbar zu machen, damit ihr Nutzen allen Kreisen der Gesellschaft zugute kommt (sic!) … ARS plant Forschungen über weitere Anwendungsmöglichkeiten dieser einmaligen Entdeckung der Genkontrolle … Wenn die neuen Anwendungsmöglichkeiten einen angemessenen Entwicklungsstand erreicht haben, werden auch diese Technologien dem privaten Sektor zur kommerziellen Nutzung überlassen.« »Terminator« war innerhalb der Washingtoner Bürokratie am Leben und gedieh.

2001 schlossen das Landwirtschaftsministerium und Delta & Pine Land ein Handelsabkommen in bezug auf  »Terminator« und das berüchtigte Patent Nr. 5,723,765. Die Regierung und Delta & Pine Land kümmerte der weltweite Aufschrei wegen »Terminator« überhaupt nicht.

Die Mitteilung darüber erfolgte zwei Jahre, nachdem Monsanto seine geplante Übernahme von D&PL mit seinen »Terminator«-Patenten hatte fallen lassen.

Vor der Welt wurde irreführenderweise der Eindruck erweckt, das »Terminator«-Projekt sei tot. In Wirklichkeit war es das ganz und gar nicht. Sieben Jahre später, lange nachdem der öffentliche Aufschrei gegen die »Terminator«-Technologie verklungen war, kam Monsanto wieder ins Spiel und kaufte Delta & Pine Land mit seinen »Terminator«-Patenten.

 

Delta & Pine Lands globales Netzwerk

Das entscheidende wissenschaftliche Vorstandsmitglied bei Delta & Pine Land war seit 1993 Dr. Nam-Hai Chua. Der 62jährige Chua leitet auch das Molekularbiologische Pflanzenlabor an der Rockefeller-Universität in New York. Dieses stand seit über 25 Jahren im Zentrum der jahrzehntelangen Entwicklung der »Gentechnischen Revolution« der Rockefeller-Stiftung, die dafür über 100 Millionen Dollar ihrer eigenen Forschungsförderung ausgegeben hatte. Bis 1995 war Chua auch der wissenschaftliche Berater der Monsanto Corporation, ebenso auch für die Firma Pioneer Hi-Bred International von DuPont. Chua steht im Mittelpunkt der »Gentechnischen Revolution« Rockefellers. Und auch Delta & Pine Land stand mit seiner Forschung am »Terminator«-Saatgut ganz klar im Zentrum dieser Arbeit.

Delta & Pine Land ist jetzt mit der Unternehmens- und Finanzkraft der riesigen Firma Monsanto im Rücken gut positioniert, um den »Selbstmord«-Samen weltweit zu verbreiten. Delta & Pine hat inzwischen schon Filialen, dazu zählen D&PL Argentinien, D&PL China, D&PL-China PTE in Singapur, Deltapine Paraguay, Delta Pine de Mexiko, Deltapine Australia, Hebei Ji Dai Cottonseed Technology Company in China, CDM Mandiyu in Argentinien, Delta and Pine Land Hellas in Griechenland, D&M Brazil Algodao in Brasilien, D&PL Indien, D&PL-Mauritius Ltd.

Dieser riesige globale Verbund zusammen mit Monsantos dominierender Stellung auf dem Markt von gentechnisch verändertem Saatgut und Agrar-Chemikalien und dem einzigartigen DP&L-Patent Nr. 5,723,765 Kontrolle der Ausdrucksformen der Pflanzen-Gene verschafft Monsanto und seinen engen Freunden in Washington einen enormen Fortschritt bei ihren Plänen, die Welternährung und den Einsatz von Saatgut unter ihre Kontrolle zu bringen.

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