Kalter Krieg ums Öl

USA und China auf Kollisionskurs

Dokumentation von Doris Ammon
(3SAT, Phoenix 14.04.07 und 21.04.07)


1407_oelkrieg0_nErdöl ist die wichtigste Wirtschaftswaffe der Welt.
In Afrika, Lateinamerika, Zentralasien, und am Persischen Golf: Überall auf der Welt wird ein verbissener Kampf um Bohrrechte ausgetragen. Vor allem die USA und China müssen ihren unersättlichen Öldurst stillen. Auf dem Spiel steht nicht weniger als die zukünftige Wirtschaftskraft – die Vorherrschaft von Nationen wird irgendwo in den Einöden der Welt entschieden.

Der Kampf um die letzten Öl-Reserven der Welt

Gerade einmal 20 Millionen Tonnen Öl wurden im Jahr 1900 aus dem Boden gepumpt. Mehr als zwei Milliarden waren es 1970, heute sind es mehr als vier Milliarden, und in 25 Jahren sollen es rund sechs Milliarden Tonnen Öl sein. Im Jahr 2004 erreichte der weltweite Verbrauch mit 3,8 Milliarden Tonnen einen neuen historischen Höchststand. Und der Bedarf wird weiter steigen. Die USA verbrauchen nach wie vor einen Löwenanteil an den weltweiten Ressourcen. Doch Indien und vor allem China, die beiden Schwellenländer, wollen für ihre Milliarden-Bevölkerungen möglichst bald westliches Niveau erreichen. Die Industrialisierung lässt ihren Energiehunger rasant steigen.

Doch rund zwei Drittel der weltweiten Ölförderung entstammen nur 116 Riesenfeldern. Die meisten davon sind älter als 20 Jahre , die 14 größten Felder werden sogar schon seit mehr als 40 Jahren ausgebeutet. Die Produktion vieler dieser Felder sinkt »mit wachsender Geschwindigkeit«, hieß es im World Energy Outlook 2002 der IEA. Die Mitglieder des Opec-Kartells fördern schon seit 1980 mehr Öl, als sie neu entdecken. Die Folgen: Die Ölförderung läuft auf Hochtouren, dennoch sind die Weltmärkte leergekauft. Der Ölpreis erklimmt Woche um Woche neue Rekordhöhen.

Eine Konfrontation ist unvermeidlich

Vor allem zwischen den USA und China ist ein regelrechter Run auf die letzten Ölressourcen der Welt entbrannt. Klammheimlich stecken die einzige verbliebene Supermacht und das aufstrebende Riesenreich weltweit ihre Bohrrechte ab. Beide buhlen um die Gunst der bedeutendsten Ölförderländer der Erde. Die Jagd nach dem schwarzen Gold schafft völlig neue Allianzen – und Kriege. Doch während die USA ihre Kräfte im Irak binden, ist China auf höchst erfolgreicher Öl-Einkaufstour – insbesondere bei Ländern, die den USA feindlich gesinnt sind – und liefert im Gegenzug vor allem Waffen. Experten zeigen sich einig: Es ist kein Szenario denkbar, das nicht zu einer Konfrontation in Sachen Energie führt.

Dabei wäre es dringend erforderlich, dass China und die USA zu einer Zusammenarbeit finden, um kriegerische Auseinandersetzungen zu vermeiden und von den Ölförderländern nicht gegeneinander ausgespielt zu werden. Denn der Kampf um die letzten Öl-Reserven der Welt kommt immer mehr einem kalten Krieg gleich.

Russische Drohgebärden

Das arabische Öl-Embargo 1973 zeigte die Gefahren eines Konfliktes zwischen Förder- und Verbraucherländern auf. Im letzten Winter drehte Russland der Ukraine den Gashahn zu. Ein Embargo ist weiterhin möglich – und ein höchst wirksames politisches Druckmittel. Doch die Förderländer wissen: Folge eines solchen Embargos wäre die verstärkte Hinwendung zu alternativen Energien. Das wollen sie im eigenen Interesse verhindern.

Die Gefahr eines Embargos ist daher heute weitaus geringer als die Gefahr durch Rebellen-Angriffe und soziale Unruhen, die in instabilen Förderländern die Ölförderung dauerhaft reduzieren oder unterbrechen. Rebellen-Attacken in Nigeria, Terror-Anschläge in Saudi-Arabien oder Somalia, erstarkende Oppositions-Bewegungen in den bislang relativ stabilen postsowjetischen Staaten Zentralasiens, ein nach links rückendes Lateinamerika - solche geopolitischen Destabilisierungs-Tendenzen treiben den Ölpreis weltweit spürbar nach oben – und gefährden auf lange Sicht die Energiesicherheit des Westens.

Amerika verliert gegenüber China an Boden

Erschwerend kommt hinzu, dass Amerika sich in Nahost gründlich verkalkuliert hat und mit militärischen Alleingängen und politischer Instinktlosigkeit Sympathien verlor. Der wachsende Anti-Amerikanismus schadet dem Westen. China hingegen profitiert von den Fehlern der Supermacht. Da, wo Amerika an Boden verliert, erkauft sich Peking, auch um den Preis von Menschenleben, konsequent die Sympathien und die Bohrrechte ölreicher Länder. Das Gleichgewicht der Mächte droht sich dabei zu verschieben. Eine weitsichtige Öl-Politik ist dringend gefragt. Der Westen muss aufpassen, dass er am Ende nicht mit leeren Händen da steht.

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